Geballte Pferdestärken der Rennbahn-Titanen – Weihe der Friedensglocke
Brück. Auf der „Rennbahn der Titanen“ herrschte in diesem Jahr wahres „Pferdewetter“, wie der Moderator gleich zu Beginn der Veranstaltung feststellte. Doch trotz des immer mal wieder einsetzenden Regens kamen zahlreiche Besucher, auch wenn die Traumzahl von 20 000 Besuchern verfehlt wurde. Die vielen erschienenen Besucher erlebten zahlreiche Wettkämpfe, ästhetisch-künstlerische Darbietungen und große pferdesportliche Leistungen, wie eine von siebzehn Pferden gezogene Postkutsche. Zu erleben waren Rennen mit und ohne Sattel, Hindernisfahrten, Wettkämpfe um das stärkste Pferd und vor allem wunderschöne Tiere. Laut Veranstalter traten 300 Pferde und 400 Teilnehmer in 80 Teams an. Das größte Ereignis der Zauche bewies einmal mehr seine überregionale Anziehungskraft auf Akteure und Gäste.
Das Schaubild „Wein, Weib und Gesang“ zeigte in der linear erzählten Geschichte um einen Weinberg tolle Einzelfiguren und ein tolles Gesamtbild. Es fuhren Wagen mit französischem, spanischem und österreichischem Kolorit mit. Am auffälligsten waren vielleicht Asterix und Obelix mit ihren Freunden, am temperamentvollsten ganz sicher die Kunstreiter in russischen Outfits.
Direkt nach dem großen Schaubild gab es eine Premiere auf der „Rennbahn der Titanen“: Erstmals trat das leistungsstärkste reinrassige Siberian-Husky-Langstreckenteam vom Borkwalder Miakado-Verein gegen ein Gespann mit zwei Kaltblütern an. Die Idee für dieses Rennen war bei einem lockeren Gespräch zwischen den Mitgliedern des Miakoda Huskys Vereins aus Borkwalde und den Brüdern Haseloff vom Kaltblut Zucht- und Sportverein Brück entstanden. „Für uns ist das Wetter ideal. Wäre es zu warm, würden wir mit unseren Hunden nicht antreten,“ meint Danny Kurz von Miakoda. Am Ende siegen die großen Pferde, was Kurz nicht überrascht. Seine Hunde sind keine Sprinter, sondern Marathon-Läufer. Ihre Leistung liegt bei fast 1000 Kilometern in sechs Tagen und 17 Stunden, was noch kein weiteres Team in Deutschland geschafft hat.
Der Festumzug am Sonnabend zeigte, dass die „Titanen“ nicht nur internationale Teilnehmer und Gäste von überall her in die Arena locken, sondern auch fest in ihrer Stadt verankert sind. Viele Anwohner der Straße des Friedens pilgerten extra zum Amtsgebäude, da in diesem Jahr der Zug wegen der Straßenbauarbeiten nicht bei ihnen vorbeikam. Extra zu diesem Termin sind Grit und Dietz Hammermeister zu ihren Eltern nach Brück gekommen. Auch Roland Hinze und Mandy Plöhn sind immer dabei, wenn es die Arbeit zulässt. „Die Titanen repräsentieren unsere Stadt und werben für sie“, sagt Plöhn. Besonders gut gefällt ihnen der große Wagen einer sächsischen Brauerei, der aber in diesem Jahr nicht dabei ist. Sie laden Bekannte und Verwandte ein, um gemeinsam den Umzug durch die Stadt zu feiern. Ein Stück weiter auf der Bahnhofstraße in Richtung Bahnhof hält ein falscher Polizist nicht nur die Kutschen und Reiter an, sondern auch die Polizei. Vor der Hausnummer 36 in der Bahnhofsstraße wird besonders fröhlich gefeiert. Dort haben sich Gäste aus dem halben Fläming, aus Jeber-Bergfried und Zerbst, aber auch aus Rostock, Ulm und dem Allgäu eingefunden. Gemeinsam hat man eine Bowle angerichtet, die Lisa Redemund aus Brück den vorbeikommenden Akteuren reicht. Pünktlich zum Anpfiff des Fußballspiels Deutschland gegen Schweden ist der Zug vorbei.
Am Sonntag gab es fernab vom Trubel noch ein weiteres besonderes Erlebnis. In der Rottstocker Kirche weihte Pfarrer Helmut Kautz in einem Gottesdienst eine vom Glockengießer Peter Glasbrenner aus Schwäbisch-Hall gefertigte Friedensglocke. Diese geht mit auf den Weg, wenn am 18. Juli die „Titanen on tour“ gehen. Auf einem alten Hellweg geht es dann über 68 Stationen vom deutschen Brück durch Polen, Litauen, Lettland und Estland ins russische Weliki Nowgorod. Erstaunlich, wie viele bürokratische Hürden dabei noch immer überwunden werden müssen. Zum Beispiel werden Grenzübergänge extra für diese Tour zeitweilig für Tiere geöffnet. Zur Glockenweihe in Rottstock war auch Evginia Filippova gekommen, die Direktorin der Sankt Petersburger Hipposphere, der größten Pferdeschau Russlands. Filippova unterstützt nicht nur die geplante Tour, sondern sondiert auch die künftige Teilnahme russischer Kaltblutpferde bei den nächsten „Titanen der Rennbahn“. In seiner Predigt griff Pfarrer Helmut Kautz einen Spruch auf, den er in Russland auf einer Sondierungsfahrt gehört hatte und der wunderbar treffend beschrieb, was die „Titanen on Tour“ bezwecken: „Die Pferde bringen den Frieden. “
MAZ vom 25. Juni 2018
Text und Foto Andreas Trunschke