Titanen der Rennbahn Titanen der Rennbahn Titanen der Rennbahn

Titanen: Das sagt die Amtstierärztin zur Kritik der Tierschützer

Petra Thiem, stellvertretende Amtstierärztin beim Veterinäramt des Landkreises Potsdam-Mittelmark, war am Wochenende bei den Titanen in Brück im Einsatz. Im Interview zieht sie Bilanz und ordnet die Vorwürfe der Tierschutzorganisation Peta ein.

Der Wilde Westen war Thema bei den diesjährigen Titanen. Quelle: Johanna Uminski

Brück: Petra Thiem, stellvertretende Amtstierärztin beim Veterinäramt des Landkreises Potsdam-Mittelmark, zieht Bilanz zu den „Titanen der Rennbahn“.

Wie haben Sie die Veranstaltung am Wochenende mit Blick auf das Wohlergehen der Pferde erlebt?

Petra Thiem: Die Titanen fanden an den heißesten Junitagen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen statt. Dennoch bewahrten alle Verantwortlichen gemeinsam einen kühlen Kopf – die Veranstalter mit ihren vielen Helfern, alle Teilnehmer mit ihren Kaltblütern, die beiden ständig vor Ort tätigen Pferdetierärzte sowie die beiden Tierärztinnen des Veterinäramtes. Das Publikum zeigte sich überdies sehr verständnisvoll, als der Moderator mehrfach die Programmveränderungen aufgrund der Hitze bekannt gegeben hat.

Mit welchen Maßnahmen wurde versucht, den Tieren die Hitze so erträglich wie möglich zu machen?

Während des Aufenthalts in der Arena sowie auch beim Verlassen dieser wurde darauf geachtet, dass die Pferde nicht kreislaufbedrohlich ins Schwitzen kamen. Die beiden Pferdetierärzte kontrollierten nach den Wettkämpfen zudem die Hautoberflächentemperatur und die Kreislaufstabilität der Pferde. Die Veranstalter sorgten dafür, dass alle Pferdeboxen außerhalb der Ställe mit luftdurchlässigen Windnetzen überdacht wurden. Alle Gespannführer und Reiter gingen sehr verantwortungsvoll mit ihren Pferden um.

Petra Thiem war als Amtstierärztin bei den Titanen in Brück dabei. Quelle: Thomas Wachs

An welchen Stellen gab es Veränderungen im Programmablauf, um die Tiere zusätzlich zu entlasten?

Das Wohlergehen der Pferde war trotz dieser Hitze zu keiner Zeit gefährdet. Rechtzeitig vor Beginn wurden vom Veranstalter gemeinsam mit den Tierärzten geeignete Maßnahmen zur Reduzierung der Belastungsintensität festgelegt, insbesondere die Kürzung von zu absolvierenden Strecken, die Erleichterung von Zugleistungsprüfungen, der Abbau einzelner Hindernisse im Parcours sowie die Streichung einzelner Programmpunkte. Auch die zusätzlichen Schattenplätze zur ausreichenden Wasseraufnahme und tiergerechtem Abduschen waren wichtige Maßnahmen.

Die Tierschutzorganisation Peta hat kritisiert, dass das Wohl der Pferde rein aus finanziellen Interessen gefährdet werde. Die Programmpunkte seien „sinnfreie Übungen“ und „Pferde nicht dazu da, schwere Lasten zu ziehen“. Wie beurteilen Sie solche Aussagen aus tierärztlicher Sicht?

Die Veranstaltung verlief zur Freude der Zuschauer wie gewohnt erlebnisreich, es wurde zudem viel Wissenswertes über die Kaltblut-Rasse vermittelt. Kaltblüter dienten seit Jahrhunderten dem Menschen mit ihrer Robustheit als Arbeitspferde. Sie heute nur selbstbestimmt auf der Koppel zu lassen, würde zu Muskelabbau und psychischer Unterforderung führen.

Wäre es ob der Kritik der Tierschützer sinnvoll, die Veranstaltung zeitlich zu verschieben – ist darüber vielleicht bereits mit dem Verein diskutiert worden?

Eine jahreszeitliche Verschiebung der Titanen ist nicht sinnvoll, auch im April gab es schon hochsommerliche Temperaturen – oder andere Wetterlagen, die Gefahren mit sich bringen können. Aus Sicht des Veterinäramtes wäre es eine unverhältnismäßige Entscheidung gewesen, diese seit 2002 europaweit bedeutende und bei Fachpublikum beliebte Veranstaltung aus Tierschutzgründen abzusagen. So wurde vielmehr alles dafür getan, dass die Pferde ihr Programm in der Arena sowie den Aufenthalt auf dem gesamten Titanen-Gelände bei sichtlichem Wohlbefinden erleben konnten.

Von Josephine Mühln

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